Gewaltprävention

KRAV MAGA BLOG

Gewaltprävention

Und was wir tun, wenn es nicht funktioniert!

KRAV MAGA für Solingen, Haan, Hilden, Langenfeld und Umgebung

Schon im letzten Blogbeitrag habe ich geschrieben, dass die ultimative Möglichkeit sich und andere zu schützen darin liegt, nicht dort zu sein, wo Gewalt passiert. Da uns Gewalt jedoch nahezu überall begegnen kann, ist dies nicht so einfach. Weder unser soziales Umfeld noch Gesetze oder die Polizei sind in der Lage uns zu schützen.


Gewaltprävention umfasst jedoch nicht nur vorbeugende Maßnahmen, sondern auch die verbale/nonverbale Kommunikation und unsere Körpersprache ganz allgemein. Darüber hinaus müssen Indikatoren bekannt sein, die uns vor einem unmittelbar bevorstehenden Angriff warnen.


Doch fangen wir vorne an.


Zunächst müssen wir uns darüber bewusst sein, dass auch uns Gewalt treffen kann! Immer und überall!


Viele glauben, dass Gewalt immer nur die anderen trifft und einem selbst so etwas nicht passieren kann. Frei nach dem Motto "Bin ich nett, bist Du nett."

Ich möchte an dieser Stelle noch mal Sartre zitieren " Die Gewalt lebt davon, dass sie von den Anständigen nicht für möglich gehalten wird."


Und genau da liegt das Problem. Glaube ich nicht daran, dass ich jemals Opfer einer Gewalttat werden könnte, bereite ich mich natürlich auch nicht darauf vor. Man macht ja auch keinen Flugschein, wenn man niemals fliegen möchte. Doch weil eben jeder (direkt oder indirekt) mit Gewalt konfrontiert werden kann, ist es so wichtig gut vorbereitet zu sein. Angefangen damit sich mit dem Thema theoretisch (z.B. in diesem Blog) auseinanderzusetzen, erste praktische Erfahrungen im Rahmen eines guten Selbstschutzkonzeptes zu sammeln, bis hin aktiv Selbstverteidigung zu trainieren.


Wir sind jetzt an dem Punkt, dass wir akzeptieren, dass auch uns Gewalt treffen kann.

Durch diese Erkenntnis wird klar, dass ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit für unsere Umwelt dringend erforderlich ist, um potenziell gefährliche Situationen rechtzeitig zu erkennen. Sobald wir nun eine mögliche Gefahr erkennen oder auch nur ein komisches Bauchgefühl bekommen, muss es unser Ziel sein die "Gefahrenquelle" zu meiden.


Das dies in der Praxis nicht immer möglich ist, brauche ich dem aufmerksamen Leser natürlich nicht erst groß erklären.

Jetzt sollten wir uns noch mal die Aufmerksamkeitsstufen und die entsprechenden Handlungsempfehlungen (siehe Blogbeitrag Arten von Gewalt) ins Gedächtnis rufen. Darüber hinaus ist es in diesem Moment wichtig, einem potenziellen Täter zu zeigen, dass wir kein Opfer sind und somit nicht in sein Beuteschema passen. Unsere Körpersprache (aufrechte Körperhaltung, "grader" Blick, Ellbogen leicht nach außen, etc.) zeigt hier ganz deutlich, dass wir ein uninteressantes Ziel für den Täter sind.


Sollte es zu einer verbalen Kommunikation kommen, bleiben wir respektvoll, siezen unser Gegenüber und gehen vor allem weiter oder steigen aus der Situation durch weggehen aus; wem das unangenehm ist, der schiebt einen dringenden Termin vor. Wenn Ihr per pedes, also zu Fuß, unterwegs seid und werdet von jemandem oder einer Gruppe "angemacht", geht einfach weiter - NIEMALS stehenbleiben.

Läuft der Täter hinter Euch her, darf dieses jedoch nicht ignoriert werden - Ihr wollt ja keinen Tritt in den Rücken o.ä. bekommen; behaltet den/die Aggressoren immer (unauffällig) im Blick.


Wichtig ist auch zu wissen, dass Gewalt-/Straftaten immer nach einem bestimmten Schema ablaufen.

Angefangen mit der Auswahl eines Ziels bzw. potenziellen Opfers, dann geht es mit der Positionierung, beispielsweise einer Annäherung des Täters bis hin zum Übergriff weiter und am Schluss folgt die Flucht des Täters. Selbst bei einer schnellen, spontanen Tat hat dieses Schema seine Gültigkeit und hilft uns richtig zu reagieren.


Merken wir, dass wir als Ziel ausgewählt wurden, versuchen wir uns der Situation zu entziehen oder uns in Sicherheit zu begeben.

Versucht der Täter sich gut zu positionieren, z.B. zwischen mir und dem einzigen Ausgang, positionieren wir uns rechtzeitig so, dass es für uns taktisch gut ist.


Erfolgt der Übergriff durch den Täter, setzen wir uns mit allem was wir haben zur Wehr; wir handeln entschlossen, ohne zu zögern, um unser Leben zu verteidigen! Nach dem Angriff rufen wir die Polizei, ggf. den Rettungsdienst; direkt im Anschluss setzen wir uns und führen einen Selbstcheck durch.

Der Selbstcheck ist erforderlich, weil durch das Adrenalin und andere Körpervorgänge schwere Verletzungen und Blutungen vielleicht nicht ausreichend schnell wahrgenommen werden.


Wenn bei uns soweit alles okay ist, muss u.U. Erste Hilfe geleistet werden.


Wenn die Einsatzkräfte eingetroffen sind, sollten wir uns gut überlegen, ob wir zu einer spontanen Aussage gegenüber der Polizei bereit sind.


Jedes - vielleicht aufgrund der Aufregung unbedachte oder anders gemeintes Wort - lässt sich danach nur schwerlich zurücknehmen. Da der Täter möglicherweise ebenfalls Anzeige erstattet, will hier gut überlegt sein, wie sich geäußert wird. I.d.R. ist es kein Problem sich nur grob zu äußern und dann für den nächsten Tag einen Termin auf der Polizeiwache zu vereinbaren.

Neben dem Ablauf von Gewalttaten gibt es eine Vielzahl von Vorboten, die darauf hinweisen, dass eine verbale "Auseinandersetzung" sehr bald zu einem gewaltsamen Übergriff wird. Dazu zählen das Benutzen von „Gossenjargon“, abwertende, teils drastische Beleidigungen, die Körperhaltung des Aggressors, eine deutliche Verringerung der Distanz (bringt sich für den ersten Schlag in Position), Nase fassen und/oder durch die Haare streichen. Als Hinweis für eine eskalierende Auseinandersetzung gilt bei Soziologen die typische gewalttätige, sexistische, anal- und genital-fixierte Sprache.


Einem Ignorieren der Vorboten geht oft die Hoffnung, die Situation doch noch friedlich zu lösen, voraus. Doch wer sich bedingungslos kooperativ verhält und mitteilt, dass er auf keinen Fall Gewalt anwenden wird, lädt in dieser Phase zur Aggression ein!


Auf der Grundlage verbaler und nonverbaler Kommunikation beurteilt ein Gewalttäter, wie weit er gehen kann. Er versucht sein Gegenüber zu verunsichern und festzustellen, wie groß die tatsächliche Verteidigungsbereitschaft ist. Schon in der ersten Phase muss reagiert werden, da sich der Gewalttäter zu Beginn seiner Sache auch nicht zu 100 % sicher ist. Der Täter muss sich erst an seiner Stimme und den (ungestraften) Beschimpfungen berauschen. Wir müssen an dieser Stelle aufpassen, dass wir dem Täter seine „Propaganda“ nicht abkaufen. Im Weiteren nähern sich Täter an, fangen an zu stoßen oder anzufassen; darauf muss eine deutliche Reaktion folgen. Es sind Vorboten für massive Gewalt!


Doch wie soll man sich verhalten?


Zu passives Verhalten kann als Schwäche gedeutet werden. Dominates und aggressives Verhalten kann einen Konflikt herausfordern.

Es kann in dieser Phase taktisch erforderlich sein, dass man selbst die Initiative ergreift und aktiv wird; wobei aktiv werden bedeutet anzugreifen.

Situationsbedingt kann es notwendig sein "den ersten Schlag" auszuführen, um den Angriff abzuwenden.


Wir handeln dabei in Notwehr, wenn eine entsprechende Notwehrlage vorliegt. Diese liegt vor, wenn ein Angriff gegenwärtig (und rechtswidrig) ist, d.h. unmittelbar bevorsteht, bereits begonnen hat oder noch andauert. Droht durch einen Aggressor bspw. ein Schlag ins Gesicht, darf und muss sich der Verteidiger wehren, auch wenn die Faust des Angreifers noch nicht zugeschlagen hat, ein Angriff aber unmittelbar bevorsteht. Es ist aber wie immer die Gesamtsituation zu betrachten und im Einzelfall eine Entscheidung zu treffen. Niemand muss sich jedoch von einem anderen Menschen verletzen lassen.


Wichtig ist, dass wir in so einer Situation nicht die Gefahr verleugnen, nach dem Motto: "Das kann mir doch nicht passieren!", sondern durchatmen und überlegt handeln. Ein „gesundes“ Maß an Angst ist in einer Gefahrensituation durchaus förderlich, da unsere Leistungsfähigkeit (durch Prozesse die im Gehirn/Körper stattfinden) gesteigert wird, wir sollten nur wissen, was in so einer Sitation mit uns passiert.


Durch Training und die Beschäftigung mit unseren Ängsten, insbesondere im Zusammenhang mit einer gewaltsamen Auseinandersetzung, können wir damit arbeiten und extreme Reaktionen (Panikstarre/Paniksturm) meistern.


Wie immer gibt es noch vieles, was man dazu schreiben kann und ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

 

Und bitte denkt immer daran, egal was Ihr tut, handelt niemals halbherzig, sondern immer mit allem was in Euch steckt!


Bitte bleibt gesund und passt auf Euch auf!


ALWAYS BE READY!


Euer Dirk